Alter schützt vor Aus-und Weiterbildung nicht!

Alter schützt vor Aus-und Weiterbildung nicht!

15.000 Artikel in Parfümerie Heinz-Josef Meller ist der Herr der Düfte

Köln-Ehrenfeld – Es gibt einen Satz, der Heinz-Josef Meller besonders gut gefällt und den er deshalb auch oft benutzt: „Jeder Stoff ist ein Gift, es kommt immer auf die Dosierung an.“ Meller weiß, wovon er spricht; denn es gibt wohl kaum einen anderen in Köln, der auf engem Raum von so vielen unterschiedlichen Parfums umgeben ist wie der 53-jährige Kölner. In seinem lediglich 50 Quadratmeter großen Geschäft gibt es circa 15.000 Artikel – überwiegend Düfte, und Meller selbst darf sich seit kurzem „Expert en Parfum“ nennen.

Das kleine goldene Schild an seiner Weste weist auf eine Zusatzausbildung, die er kürzlich absolviert hat. Dabei hat er viel über die Ursprünge von Duft gelernt und darüber, dass man sich früher beräuchert hat. Er hat erfahren, wie man Düfte herstellt, welche Komponenten man dabei einfließen lässt, wie man einen Duft analysiert, und schlussendlich hat er auch etwas über die Wirkung von Duft auf die Psyche erfahren.

Duft-Taxi soll eingeführt werden

Mit diesem Zusatzwissen ausgestattet will sich der 53-Jährige nun mehr denn je dem Gebiet widmen, das ihm schon immer großen Spaß gemacht hat: der Beratung eines Kunden beim Duftkauf. Und noch etwas anderes hat Meller sich vorgenommen, um sich von seinen Mitbewerbern abzuheben: Er wird ein Duft-Taxi einführen. Diese Idee, sagt er, trage er schon lange mit sich rum. Er will damit gewährleisten, dass ein Anrufer innerhalb von 24 Stunden seinen Wunschduft erhalte.

„Duft ist wie eine Kleidung“, lautet das Credo des Mannes, der gerne darauf verweist, dass man schließlich auch nicht immer das gleiche Hemd trage. Dabei bräuchte Meller im Prinzip gar keinen Duft, „weil ich ja hier die Möglichkeit hätte, aus dem Vollen zu schöpfen“. Trotzdem habe er daheim zwölf verschiedene Düfte im Gebrauch.

Das ist nicht verwunderlich bei jemanden, der quasi in der Parfümerie großgeworden ist. Meller erinnert sich daran, dass er damals im Geschäft seiner Eltern Max und Christel an der Ecke Ehrenfeldgürtel/Merkenstraße Schularbeiten gemacht hat. Als Jugendlicher zunächst noch ohne klare berufliche Zielvorstellung begann er 1982 mit der Ausbildung zum Drogisten. „Mein Chef war in der damaligen Zeit schon extrem gut aufgestellt“, erinnert Meller sich an das Rösrather Geschäft.

Später habe er begonnen, „die Struktur der elterlichen Drogerie auf Parfümerien umzustellen“ und habe dem Vater souffliert, welche Marken erfolgreich sind. Was ihn immer schon interessierte, waren aber nicht allein erfolgreiche, sondern vor allem ausgefallene Düfte, und genau das ist es, was diese kleine Ehrenfelder Parfümerie bis heute auszeichnet.

Meller führt neben den gängigen Marken Düfte, die man entweder heute kaum noch kennt oder von denen man denkt, dass es sie längst nicht mehr gibt. „Nur, weil sich die Großindustrie nicht mehr drum gekümmert, heißt das nicht, dass man einen Duft nicht wieder aufleben lassen kann“, lautet die Erfahrung des Experten. Bestimmte Produkte, die nicht mehr im Warenwirtschaftssystem einer Parfümerie oder im Internet auftauchen, könne er aufgrund seiner guten Lieferanten-Kontakte mitunter trotzdem besorgen. „Denn die alten Rezepturen existieren ja noch. Klassiker wie Jean-Louis Scherer oder die Düfte von Rochas stellen sich die Großen nicht mehr hin, weil die nach Umschlagsgeschwindigkeit im Geschäfts rechnen, das tun wir nicht.“

Man könne ihm zwar den Vorwurf machen, dass seine Strategie kaufmännisch falsch sei, sagt Meller. Aber wenn man einen Beruf mit Leidenschaft mache, gehe es nicht anders. Da seine Stammkunden genau wüssten, was er führt, „stehen die Düfte bei uns auch nicht lange“; es sei denn, es handelt sich um solche, um die zunächst ein Riesen-Hype gemacht wurde, wie etwa der Duft der Fernseh-Millionärs-Familie „Die Geissens“, über den Meller „lieber den Mantel des Schweigens hüllen möchte“. Einige Duftwässer führt er exklusiv in Köln. Obwohl er als Inhaber einer Parfümerie ein natürliches Interesse daran haben muss, Duftwässer zu verkaufen, kommt es Meller nicht nur darauf an. Wenn Kunden zu ihm kämen und sagten, sie hätten noch den und den Duft Zuhause, den man nur zu einer bestimmten Jahreszeit verwenden könne, rate er zum Beispiel, diesen mit bestimmten anderen vorhandenen zu mischen, um ihn damit zu individualisieren und tragbar zu machen.

Fehlkäufe vermeiden

Außerdem hat er Tipps, wie man mit einem Duft umgeht, damit man auch selber länger Freude daran hat. Zu dem Rat, den Coco Chanel einst gab – den Duft dort aufzutragen, wo man geküsst werden will – hat Meller weitere Vorschläge. Männern, die ihren Frauen ein Duft-Geschenk machen wollen und mit abfotografierten Bild des Lieblingsdufts zu ihm kommen, rät der Experte, „unbedingt den ganzen Flacon zu fotografieren“. Alles andere führe zu Fehlkäufen, weil viele Hersteller inzwischen aus Sparsamkeitsgründen unterschiedliche Düfte in den selben Flakon packten. Bei einem Duft von Chanel gebe es inzwischen fünf Varianten.

Quelle: http://www.ksta.de/28196366 ©2017
Burcu Tinastepe